An Tipps für die Erziehung mangelt es nicht, doch nicht alle sind für jeden hilfreich. Aber dieser eine Tipp wird einen spürbaren Unterschied in Deinem Familienleben erzeugen – mit nur 10 Minuten. Ob für wütende 2-Jährige, genervte 6-Jährige oder motzende Teenager – ganz gleich welchem Erziehungsstil Du folgst, mit dem 10 Minuten Tipp wird Kindererziehung für jeden entspannter!
„Lass mich in Ruhe!“-„Boah, Du nervst!“-„Geh weg!“- „Hör endlich auf!“-„Du Doofkopf!!!“-„Selber! Wer’s sagt, der isses auch…!“-„Ich zieh zu Opa!“-„Ihr könnt gleich was erleben!“
So oder ähnlich spielte sich vor einiger Zeit ein Großteil unseres Familienlebens ab. Wenn sich die Kinder nicht gegenseitig anmotzten, dann wurden wir Erwachsenen zur Zielscheibe ihres Frustes. Jeder Tag fühlte sich nach einem Eiertanz an:
Was würde heute den ersten Wutanfall des 3-Jährigen auslösen? Welche Grenze lässt dramatische Tränen bei der fast 5-Jährigen fließen? Wodurch wird wohl die Erstklässlerin zum Türenknallen und „Ihr seid so doof!“-Rufen animiert?
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#2: Der 10 Minuten Tipp für entspannte Kindererziehung
Wutanfälle bei 3-Jährigen – und Enddreißigerinnen
Ich versuchte es mit Einfühlungsvermögen und Verständnis. Klar ist die Älteste sauer, wenn ihre Geschwister beim Einkaufen Gummibärchen geschenkt bekommen. Natürlich will auch die Mittlere mal gewinnen. Und wenn der Jüngste nun aber gerade Hunger auf Süßkartoffel hat, wieso sollte ich die ihm nicht noch schnell backen…
Doch die Neidhammelei und ständigen Wettkämpfe nahmen kein Ende. Auch nicht die Beschimpfungen und undankbaren Forderungen. Oder das Ignorieren der wenigen Grundregeln.
Ganz offensichtlich kam ich mit meiner Empathie nicht weiter. Das Gekreische brachte mich inzwischen selbst auf die Palme. Und bei jedem noch so kleinen Genörgel konnte selbst in die Luft gehen.
Ich brauchte dringend einen hilfreichen Tipp für die Erziehung.
Der beste Erziehungstipp
Schon vor einigen Jahren sind wir auf eine vertrauenswürdige Quelle von Tipps zur Erziehung gestoßen. Sie passt zu unseren Überzeugungen als auch unserem Erziehungsstil.
Und von dort kam auch der beste aller Tipps, der in unsere Familie wieder Frieden einkehren ließ.
Obwohl ich den Tipp schon lange kannte, war er immer wieder in Vergessenheit geraten. Denn den 10 Minuten Tipp im Alltag anzuwenden war nicht einfach.
Mit nur einem Kind war es schon herausfordernd. Mit zwei Kindern ein Kunststück. Und mit drei Kindern schien es unmöglich.
Doch in meiner Verzweiflung entwarfen mein Mann und ich einen Plan, um diesen Tipp umzusetzen. Und wieder einmal warf mich der umgehend einsetzende Effekt fast vom Hocker.
Erziehung: Entspannte Eltern und Kinder in 10 Minuten
So einfach und so schwer ist der 10 Minuten Tipp:
Jedes Kind verbringt täglich 10 Minuten mit jedem Elternteil allein, mit einer Aktivität, die das Kind aussuchen darf – ohne Ablenkung durch Telefon oder Fernseher.
Vielleicht denkst Du jetzt „Hä? Das klingt viel zu einfach.“ Oder Du reagierst so wie ich: „Unmöglich – wie soll ich das denn bitte noch unterkriegen?“
Erziehung nach Alfred Adler
Der 10 Minuten Tipp stammt von Amy McCready von Positive Parenting Solutions*. Ihre Erziehungsphilosophie basiert auf den Theorien von Alfred Adler. Der erklärt menschliches Verhalten mit einem Grundsatz:
Jeder Mensch sucht nach Zuwendung, Bestätigung und Bedeutung. Wenn diese Bedürfnisse nicht auf positive Weise gestillt werden, dann ist auch die negative Form besser als gar nichts. Für Kinder bedeutet das: Wenn sie keine positive Zuwendung erhalten, dann fordern sie diese durch negatives Verhalten ein.
Den Bedürfnistank unserer Kinder mit positiver Zuwendung zu füllen ist die Grundlage für alle anderen Familienregeln. Denn grundsätzlich möchten Kinder kooperieren und als wichtiger Teil der Familie auftreten.
Entspannte Erziehung im Alltag
Die Umsetzung im Alltag ist nicht so einfach, besonders mit mehr als einem Kind. Doch mein Mann und ich entwarfen ein System. Wir brauchen eine halbe Stunde, wenn beide Elternteile zuhause sind. Mit gestelltem Timer rotieren die Kinder und verbringen 10 Minuten mit jedem Elternteil – und 10 Minuten mit dem Tablet.
Das Kind darf wählen, was es mit dem Elternteil spielen möchte. Bei jüngeren Kindern hilft es, sich vorher auf eine Liste von realistischen Dingen zu einigen.
Wenn die Zeit sehr knapp ist, dann sind es auch mal 10 Minuten mit Mama oder Papa kochen. Wenn die Zeit noch knapper ist, dann versuchen wir wenigstens 5 Minuten pro Kind hinzubekommen.
Keine Ideen? Hier findest Du dafür Anregungen:
17 Ideen für 10 Minuten Zeit mit Kindern
Macht dieser Erziehungstipp immer Spaß?
Ich würde gern sagen, dass ich mich jeden Tag auf die Zeit mit meinen Kindern freue. Doch in der Realität bin auch ich oft müde und freue mich auf die Ruhe am Abend.
Doch ich genieße die Gelegenheit, jedes Kind so zu sehen, als ob es mein einzigstes wäre. Ich schätze die Möglichkeit in Ruhe zu Reden. Oder einfach mal zu hören, wo der Schuh drückt. Wenn ich besonders ausgelaugt bin, dann schlage ich meinen Kindern auch mal etwas Ruhiges vor: ein Buch lesen, Kuscheln, etwas (Aus-)Malen.
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Kreative Entspannung
Positive Erziehung
Schon nach wenigen Tagen mit diesem Tipp zur Erziehung konnte ich die positiven Effekte sehen:
- deutlich weniger Wutanfälle
- mehr Lachen
- Differenzen werden zügig und weitgehend friedlich geklärt
- weniger Diskussionen
- mehr Hilfsbereitschaft
- nette Worte auch zwischen den Geschwistern
- schnelle Einsicht
- “Na klar, Mama!” als Reaktion auf eine Aufgabe
Unsere Kinder waren immer noch Kinder, doch wir hatten wieder Spaß am Familienleben.
Diese 10-20-30-… Minuten erweisen sich so als eine unglaubliche Investition. Denn wir sparen nicht nur Zeit durch weniger Wutanfälle und Diskussionen.
Wir investieren auch in meine mentale Gesundheit, in unsere Ehe, in die Zukunft der Kinder, in die Beziehungen untereinander als Familie und eben auch in einen deutlich ruhigeren Tagesablauf.
Bodenständige Tipps zur Kindererziehung
Was ich an den Erziehungstipps von Amy McCready* so toll finde, ist ihre Bodenständigkeit. Sie hat die Bedürfnisse der Kinder, aber auch der Eltern im Blick und zielt auf ein für alle Beteiligten entspanntes Familienleben.
Es geht nicht nur um die Bedürfnisse der Kinder. Und auch nicht nur um die Regeln der Eltern.
Leider gibt es ihr Programm* bisher nur in Englisch. Doch wenn Du Dich in der Sprache halbwegs wohlfühlst, dann kann ich Dir ihre Seite nur wärmstens empfehlen.
Doch ganz gleich, ob Du Dich von Amy McCready* in der Erziehung beraten lässt oder nicht. Den 10 Minuten Tipp solltest Du unbedingt ausprobieren.
Du wirst staunen, wie diese kurze Zeit Dein Familienleben auf den Kopf stellen kann.
Und zwar im allerbesten Sinne.
Ich habe noch mehr Tipps im Ärmel, wie du im Alltag mehr Zeit zum Genießen findest! Und viele davon verrate ich nur meinen Newsletter-Empfängern. Oder VIPs, wie ich sie nenne.
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Dorothee
Monday 6th of February 2023
10 Minuten Zeit pro Kind sind echt sehr, sehr wenig. Ich verbringe regelmäßig eher 2 Stunden pro Tag Qualitätszeit mit unseren Kindern, natürlich nicht mit jedem Einzeln, sondern eher mit allen zusammen, aber 10 Minuten sorgen bei uns nur für Frust, denn alles was die Kinder mit mir spielen wollen (Playmobil, Lego, Rollenspiele), Basteln oder malen, vorlesen braucht einfach viel länger. Meistens wollen die Kinder eh auch mit mindestens einem anderen Kind spielen. Aufmerksamkeit bekommen sie sich auch genug und sind immer sehr kooperativ und friedlich. Zu Streit führt hier eher Konkurrenz oder Neid.
Kathrin
Monday 29th of April 2019
Hallo! Zunächst Danke, dass Du die Zeit überhaupt aufbringst, so viele wertvolle Tipps zu schreiben! Witzigerweise probieren wir diese 10 Minuten Regel unbewusst schon länger. Immer wenn die kleine Schwester (2) bereits schläft, geselle ich mich zu meinem Mann und meinem Sohn(4) und wir gucken dann zusammen noch Sandmännchen, spielen oder lesen ein Buch... bisher geht es organisatorisch recht gut, aber ich merke, dass die Kleine nun langsam auch nicht mehr nur die "Babybetreuung" möchte... Nun aber zu meiner Frage/ Problem: wenn ich mit dem Großen bewusst 10 Minuten spielen möchte, kommen oft die Tränen, da er ewig braucht, seine Autos aufzustellen/ zuzuordnen um endlich überhaupt zu beginnen. Oder wir sagen, dass wir zusammen mit dem Zug spielen, dann reisst er erst alles ab, wir bauen alles gemeinsam neu, dann verlängern wir wenigstens dass der Zug einmal fahren kann und dann ist es wieder nicht genug... Was ich wissen möchte, welche Dinge- außer lesen- kann man in 10 Minuten machen, ohne eine sehr hohe Frustration am Ende der 10 Minuten zu haben? Und wie geht ihr damit um, wenn die 10 Minuten immer noch zu kurz sind? Herzliche Grüße, Kathrin
Heidi Rabbach
Wednesday 1st of May 2019
Liebe Kathrin, Das kommt mir bekannt vor ;) Zum einen kann es helfen, die besondere Zeit auch zu benennen - wenn der Kleine merkt, dass es regelmäßig diese Zeit gibt, fällt auch das Ende leichter. Ich werde Deine Frage auch gleich zum Anlass nehmen, um einen Artikel dazu zu schreiben. Hier schon mal einige Vorschläge - Spiele, Bücher, Memory, Turmbauen und einstürzen, Auskitzeln und Toben (wenn es nicht die kleine Schwester weckt...), ausmalen oder frei malen, Löcher mit dem Locher ausstechen... Ich hoffe, da ist etwas dabei! Liebe Grüße, Heidi
Ute Eichelberger
Tuesday 27th of November 2018
Hallo Heidi, ein super interessanter Beitrag :)! Den 10 Minuten Tipp kenne ich tatsächlich nur anhand des "Lehrer-Jargons" als Hausaufgaben Regel: hierbei wird die Klassenstufe des Kindes mal 10 multipliziert und so genau so viele Minuten sollte das Kind dann mit Hausaufgaben verbringen, also ein Kind in der 3. Klasse sollte 30 Minuten Zeit mit Hausaufgaben verbringen. Den Tipp mit den 10 Minuten "Alleine-Zeit" empfand ich, als ich den Beitrag gelesen habe, als sehr überraschend und habe die Wirkung wirklich angezweifelt, doch nach ein paar Test-Wochen muss ich sagen, dass es wirklich Wunder wirkt, zumindest bei dem Kleinen. Allerdings sehe ich hierbei noch Schwierigkeiten, den Tipp tatsächlich bei einem Teenager anzuwenden. Bei einem jungen Kind kann das Quengeln und Ähnliches wirklich am Mangel von Aufmerksamkeit und Zuwendung liegen, und auch wenn ich damit nicht sagen will, dass diese Bedürfnisse bei einem Teenager nicht bestehen, bin ich der Annahme dass es noch andere Einwirkungen (Hormone, etc.) gibt, die das Verhalten beeinflussen. Außerdem ist es schwierig dem "jungen Erwachsenen" 10 Minuten gemeinsame Zeit ohne Ablenkung "aufzuzwingen". Dennoch aber ein wirklich sehr aufschlussreicher Beitrag und wirksamer Tipp, der mir den Alltag erleichtert hat :D!
Heidi Rabbach
Tuesday 27th of November 2018
Hallo Ute, Vielen lieben Dank für Deinen netten Kommentar! Ja, Teenager sind eine ganz andere Hausnummer. Die Autorin hat dafür noch konkrete Tipps, mit denen ich mich jedoch entsprechend unserer Lebensphase noch nicht näher beschäftigt habe. Die feste Struktur funktioniert da wahrscheinlich weniger. Ich glaube in dieser Phase ist es eher Sache der Eltern, Möglichkeiten für ungeteilte Aufmerksamkeit offen zu halten und einzubauen. Das kann bedeuten, gezielt Interesse an den Dingen zu zeigen, die dem Teenager wichtig sind - sich mal in Ruhe für zehn Minuten die neueste App oder ein Videospiel erklären zu lassen oder mitzuspielen, sich gemeinsam die Lieblingsmusik anzuhören oder einfach die Einladung auszusprechen (Ich hab jetzt zehn Minuten - wenn Du reden magst oder irgendwas zusammen machen möchtest, dann bin ich da.) Das lässt dann immer noch viel Freiraum für Hormone, aber hält die Tür offen und füttert den Aufmerksamkeitstank. Ganz viel Kraft wünsche ich Dir für die aufregenden Teenie-Jahre aus Elternperspektive! Heidi