UPDATE: Kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels hat sich durch Veränderungen im weltweiten Vanillemarkt der Preis für Vanilleschoten verzehnfacht. Deshalb ist dieses Rezept für Vanillepaste derzeit ein teures Vergnügen. Ich behelfe mir daher mit gekauften, wenn auch weniger hochwertigen Pasten oder echtem Vanillezucker.
Als Kind wurde ich von Freunden mit einer großartigen Ersparnis vertraut gemacht. Wenn man nur wenige Pfennige zur Verfügung hatte und es nicht für Schokolade oder andere Süßigkeiten ausreichte, dann konnte man sich im Lädchen um die Ecke immer ein paar Tütchen Vanillinzucker kaufen. Das süße Pulver ließ sich mit diebischer Freude aus der Hand schlecken und galt als adäquater Ersatz für Süßigkeiten.
Mir ist bis heute ein Rätsel, warum ich den Geschmack damals nicht als wiederlich identifiziert. Das Vanillin-Aroma war so stark, dass es im Nachgeschmack bitter reizend schmeckte. So jedenfalls die DDR-Produktion – seit dem Fall der Mauer war ich noch nicht wieder versucht, mit gesamtdeutschen Produkten einen Geschmacksvergleich anzugehen… (Keine Zeit zu lesen? Mit einem Klick hier direkt auf Pinterest pinnen.)
Vanillepaste selber machen
Vanille gehört meines Erachtens nach zu den missverstandensten Gewürzen. Durch den großzügen Einsatz des künstlichen Aromas wirkt es oberflächlich und billig. Doch spätestens wenn man sich echte Vanilleschoten kaufen möchte wird deutlich, dass es mit billig nichts zu tun hat. Und auch der Duft einer echten Schote hat mit dem industriellen Aroma ungefähr so viel gemeinsam wie Mister Obama mit Herrn Trump. Titel und Aufgabe mögen die gleichen sein, doch in der Substanz offenbaren sich gravierende Unterschiede…
Immerhin gibt es inzwischen Vanillezucker mit echter gemahlener Bourbon-Vanille. Dafür zahle ich auch gern mehr, doch fand ich, dass man für das viele Geld dann doch verhältnismäßig wenig im Effekt bemerkt. Es wirkt einfach immer noch wie deutlich mehr Zucker als Vanille in dem kleinen Tütchen. Deshalb bin ich vor einigen Jahren auf selbstgemachtes Vanilleextrakt umgestiegen, wie mir das in amerikanischen Rezepten immer wieder begegnete. Doch auch da fand ich, dass man nur wenig von der Vanille im Endprodukt spürt.
Für mehrere Jahre haben wir dann ausschließlich die reine gemahlene Vanille der Firma Xucker verwendet und waren damit sehr glücklich. Leider gibt es die nicht mehr und die teuren Pasten hatten alle ebenso gemischte Bewertungen wie Zutaten – manche davon sogar noch mit extra Aroma drin. Wenn ich schon viel Geld für Vanille ausgebe, dann muss es aber schon auch ohne Aroma sein und so begab ich mich auf die Suche nach einem Rezept für Vanillepaste.
Die wenigen Anleitungen, die man dafür finden konnte, schienen mir für eine Paste alle ein zu flüssiges Endprodukt zu schaffen. Viele listeten auch Zuckersirup bei den Zutaten auf, den ich so gut wie nie im Haus habe und der selbstgemachte kristallisiert meistens, bevor wir ihn aufbrauchen konnten. Inzwischen weiß ich, dass er das Kristallisieren der Paste verhindern soll und dass Agavendicksaft ähnliches erreichen kann.
Ich bin am Ziel meiner Vanilleträume angekommen. Die Paste ist preislich überschaubar, gut zu dosieren, leicht herzustellen, und die Zutaten sind übersichtlich.
Herstellung der Vanillepaste
Die Herstellung besteht im wesentlichen aus drei Schritten. Zu jedem Schritt gibt es noch einige Hinweise zur Herstellung:
- Schoten und Zucker miteinander feinmahlen
Am besten ging das für mich in der Gewürzmühle der Cooking Chef. Der Thermomix und seine Ableger oder ein Mixer erledigen das mit Sicherheit auch sehr gut. Für den normalen Food Processor könnte die Menge zu gering sein, aber im Zweifelsfall einfach mal ausprobieren. - Alle Zutaten im Topf aufkochen und für 10-12 Minuten köcheln lassen
Die Mischung sollte am Ende der Zeit sämig und dicker wirken, aber noch nicht so fest wie Karamel oder geschmolzene Schokolade sein. Sie dickt deutlich nach, wenn sie richtig abgekühlt ist. - Die Masse nach dem Abkühlen nochmals durch den Mixer jagen
Dieser Schritt ging nach dem Abkühlen auch am besten in der Gewürzmühle (eine Art Mini-Mixer im Glas). Im normalen Mixer spritzte die Flüssigkeit auf Grund der geringen Menge den ganzen Behälter mehr aus als dass sie feiner gemahlen würde. Ein kleiner Mixer oder Food Processor ist dafür bestens geeignet. Man könnte auch den Pürierstab nochmal in den Topf halten.
Um möglichst wenig der guten Vanillemasse zu verschenken, ist es eine gute Idee, direkt nach Abfüllen der Masse in diesem Mixer einen Smoothie, Joghurt, Fruchtmus oder Sahne zu mixen.
Nach dem vollständigen Abkühlen ist die Vanillepaste zähflüssig, was zum Portionieren und auch Unterrühren sehr viel praktischer ist. Mein erster Versuch hatte nach längerer Kochzeit eine sehr pastenartige Konsistenz und war super sauber portionierbar, aber sehr schwierig in Teige oder Joghurt einzurühren. Falls die Paste zu fest geworden sein sollte, kannst Du sie einfach nochmal im Topf erwärmen und mit 1-2 EL Wasser glattrühren.
Für eine zuckerfreie Vanillepaste kannst Du Birkenzucker (Xylit) oder Erythrit verwenden. Ich habe damit zwar keine Vanillepaste, aber einen vergleichbaren Sirup hergestellt und die Paste ist im Grunde nichts anderes als ein sehr dicker Vanillesirup.
Vanillepaste zum Kochen, Backen & Mixen
Ich verwende die Vanillepaste wirklich in allem, was herkömmlicherweise Vanillezucker erfordert oder sonst noch eine kleine besondere Note benötigt. Smoothies, Joghurt, Kuchen, Milchreis, Cookies, Eis – der Anwendung sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Sie hält sich im Kühlschrank mehrere Monate ohne Probleme. Ich finde auch toll daran, dass auf diese Weise die komplette Schote verwendet wird und so die Ausnutzung im Vergleich zum Auskratzen optimiert ist. Die echten schwarzen Pünktchen verleiht sie auch und das Haus riecht nach der Herstellung einfach himmlisch. Also klare Empfehlung!
Und jetzt probier’s aus! Ich verspreche Dir, dass Du Vanille nie mehr anders verwenden möchtest. Außerdem bin ich gespannt zu hören, in welcher Form Du Vanille bisher am liebsten verwendest hast – klassisch als Vanillezucker oder lieber modern als Extrakt, Pulver oder Paste? Und wenn Du nicht direkt durchstarten kannst, dann kannst Du das Rezept mit einem Klick hier direkt auf Pinterest pinnen.
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Hier geht es zum Rezept
DIY Vanillepaste
Mit dieser Paste Zauberst Du ganz einfach ein tolles Vanillearoma in Deine Süßspeisen und sparst Du Dir sowohl die kleinen Päckchen Vanillezucker als auch das Auskratzen der Schoten.
Zutaten
- 7 Vanilleschoten
- 100 g brauner Zucker
- 100 ml Wasser
- 1 Prise Salz
- 2 EL Agavendicksaft
Zubereitung
- Die Vanilleschoten mit einer Küchenschere grob in Stücke zurschneiden und zusammen mit dem braunen Zucker im Mixer zerkleinern.
- Die Mischung dann zusammen mit den restlichen Zutaten in einem Topf zum Kochen bringen und für 10-15 Minuten bei gelegentlichem Umrühren köcheln lassen.
- Die Flüssigkeit sollte dickflüssig geworden sein.
- Etwas abkühlen lassen und dann nochmals mit dem Mixer fein pürieren.
- In ein sauberes Glas füllen und verschlossen im Kühlschrank aufbewahren.
- Wann immer in Rezepten Vanilleextrakt oder Vanillezucker erwähnt wird, einfach eine Messerspitze oder 1/4 TL dieser Paste zufügen.
Hinweise
Statt braunem kann auch weißer Zucker verwendet werden. Alternativen wie Birkenzucker sollten auch funktionieren.
Hier findest Du die Hauptzutaten:
Preise ohne Gewähr. Letzte Aktualisierung am 2024-11-04 / Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Käufen / Bilder von der Amazon Product Advertising API
mike
Friday 26th of February 2021
ich habe bedenken, dass durch das kochen viel aroma verloren geht. meine idee wäre, das ganze mit alkohol zu mixen, in ein dicht verschließbares gefäß zu geben, das im wasserbad auf ca. 60 grad erhitzt wird. werde ich demnächst versuchen und berichten.
Ann
Wednesday 7th of April 2021
Lieber Mike, ich bin neugierig: hast Du das inzwischen ausprobiert? Liebe Grüße von Ann vom Team Einfach mal einfach
Tini
Thursday 19th of October 2017
Das werde ich auf jeden Fall ausprobieren! Zu Vanillezucker habe ich ein ähnliches Verhältnis wie du. Und als ich zuletzt Vanilleextrakt kaufen wollte, habe ich mich ob des exorbitanten Preises fast auf den Allerwertesten gesetzt!
Ich werde berichten!
Heidi Rabbach
Thursday 19th of October 2017
Liebe Tini, Danke für den netten Kommentar - und dass Du mich zum Lachen gebracht hast :) Ich bin gespannt, was Du sagst! Ich muss bald wieder Nachschub produzieren - die Paste ist einfach so praktisch. Ganz liebe Grüße, Heidi
Katrin
Friday 4th of August 2017
Hallo Heidi, habe dein Rezept heute als Low-Carb-Variante ausprobiert. Anstatt der 100gr Zucker habe ich 100gr Erythrit verwendet. Leider ist das Erythrit nach dem Erkalten sofort kristallisiert und fest geworden, sodass ich keine dickflüssige Paste erhalten habe. Das tut natürlich dem Geschmack keinen Abbruch;) Viele Grüße, Katrin
Heidi Rabbach
Sunday 6th of August 2017
Hallo Katrin, Vielen lieben Dank für die hilfreiche Rückmeldung! Mit Zuckersirup aus Erythrit oder Xylit hatte ich auch schon das Problem, nur nicht sofort. Aber die Vanillekörnchen scheinen der perfekte Auslöser für Kristallisation zu sein. Ein Gedanke wäre, die kristallisierte Vanillepaste nochmals durch den Mixer zu jagen, um die Kristalle etwas aufzubrechen. Damit wird es bestimmt nicht superglatt - aber das ist Vanillepaste eh nicht - doch vielleicht lässt es sich etwas einfacher verarbeiten. Wenn Du das ausprobierst, dann wäre ich sehr gespannt zu hören, ob das funktioniert! :)
Liebe Grüße, Heidi
Christin
Tuesday 6th of June 2017
Vielen Dank für das Rezept. Das werde ich ausprobieren. Bisher hatte ich nur Vanilleextrakt hergestellt, was ich allerdings nur nutzen konnte, wenn ich die Masse erhitzt habe, da Alkohol drin ist. Aber durch dein Rezept kann ich die Vanille auch "kalt" nutzen. ;)
LG Christin (Christins Everyday Life)
Heidi Rabbach
Thursday 8th of June 2017
Liebe Christin, Vielen Dank für den netten Kommentar! Diesen Aspekt finde ich an der Paste auch sehr vorteilhaft, insbesondere da gekaufte Vanillepaste oft auch Alkohol enthält. Liebe Grüße! Heidi