Fermentiertes Reiswasser ist noch ein Geheimtipp in der natürlichen Haarpflege. Wie du das selber machen kannst und wie es dir beim Haarewaschen ohne Shampoo hilft, das erfährst du hier.
Der Köder funktionierte. Die umwerfenden Bilder von wunderschönen Haaren haben mich gelockt. Bei einem meiner Streifzüge auf Pinterest stolperte ich über dutzende fragwürdige Artikel über fermentiertes Reiswasser. Scheinbar seien die Frauen eines asiatischen Dorfes bereits seit Jahrhunderten für ihr ungewöhnlich langes und strahlendes Haar bekannt und ihr Geheimnis ist ein Abfallprodukt des Kochens – Reiswasser.
Wohl wissend, dass die dramatisierten Fotos nichts anderes als Clickbait sind, biss ich trotzdem an und bereitete meine erste Ladung fermentiertes Reiswasser zu. Ich ahnte nicht, dass sich diese Flüssigkeit als das fehlende Puzzleteil meiner Haarpflege ohne Shampoo entpuppen würde.
Bereits im ersten Artikel zum Thema Haare waschen ohne Shampoo – 10 Tipps bevor Du startest erzählte ich von meinem langen Weg des Experimentierens. Mit der Anwendung des fermentierten Reiswassers als Spülung wurden meine Haare nicht nur kräftiger, sie hatten auch mehr Schwung und Volumen. Zu meiner Begeisterung fanden meine Locken ihren Weg zurück auf meinen Kopf und ich kann nun auch ohne DIY Trockenshampoo mehr als 7 Tage ohne Haarwäsche auskommen.
Damit auch du ausprobieren kannst, wie sich fermentiertes Reiswasser auf dein Haar auswirkt, erkläre ich dir hier, wie du diese natürliche Haarspülung selber machen und anwenden kannst.
Inhalt
Herstellung von Reiswasser
Es gibt zwei Methoden, um Reiswasser zu gewinnen. Du kannst Reis ähnlich wie Nudeln in reichlich Wasser kochen und beim Abgießen das Reiswasser auffangen. Wenn du jedoch so wie ich eher die Quellmethode beim Reiskochen nutzt oder auf einen Reiskocher schwörst, dann gibt es nichts abzugießen.
Deshalb ist die kalte Herstellung von Reiswasser meine Lieblingsmethode. Dazu gehst du folgendermaßen vor:
- Etwa eine Tasse Reis in einen Messbecher geben und mit kaltem Wasser bedecken.
- Kurz umrühren und durch ein Sieb abgießen (in den Abfluss – dies ist nur die Vorwäsche, die man auch beim Kochen machen sollte).
- Den Reis zurück ins Gefäß geben und mit der doppelten Menge Wasser (2 Tassen) bedecken.
- Umrühren und für mindestens 30 Minuten stehen lassen.
- Nochmals umrühren. Das Wasser ist jetzt trüb und leicht milchig und kann beim Abgießen in einem großen Glas aufgefangen werden. (Den Reis kannst du wie gewohnt kochen.)
Doch wenn die Zeit knapp oder die Ungeduld groß ist, dann kannst du das Reiswasser bereits jetzt als Haarspülung nutzen.
Reiswasser fermentieren
Durch die Fermentation verändert sich der ph-Wert des Reiswassers und nähert sich dem unserer Haare an. Zusammen mit den Nährstoffen des Reiswassers (insbesondere B-Vitamine und bestimmte Kohlenhydrate) wirkt sich das positiv auf die Haargesundheit aus.
Anders als bei selbstgemachtem Joghurt ist für die Fermentation jedoch keine weitere Aktion notwendig. Das Reiswasser bleibt lose bedeckt für mindestens 4-5 Stunden oder besser ein bis zwei Tage bei Zimmertemperatur stehen. Je länger das Reiswasser fermentieren darf, umso säuerlicher wird der Geruch. Mehr als zwei Tage sollten allerdings nicht ins Land gehen.
Ich denke meist abends daran und lasse das Reiswasser dann über Nacht im Bad stehen. So ist es bereit für den Einsatz.
Fermentiertes Reiswasser in der Anwendung als alternative Spülung
Das Reiswasser kannst du wie eine herkömmliche Spülung verwenden. Nach dem Haarewaschen spülst du das Haar gründlich damit und lässt es kurz einwirken. Dann wird es mit klarem Wasser wieder ausgespült – fertig! Auch wenn du deine Haare ganz klassisch mit Shampoo wäschst, ist eine Spülung mit fermentiertem Reiswasser wohltuend für Kopfhaut und Haar.
Alternativ kannst du das Reiswasser auch für eine Haarwäsche nutzen. Das funktioniert wahrscheinlich am besten, wenn du die Umstellungsphase weg von konventionellen Shampoos bereits hinter dich gebracht hast. Zumindest lässt sich sonst bei weniger guten Ergebnissen schlecht sagen, ob die Haare das Reiswasser zum Waschen nicht mögen oder die Übergangsphase schuld ist.
Mehr dazu findest du hier:
- Haare waschen ohne Shampoo – 10 Tipps bevor Du startest
- 15 Alternativen zu Shampoo
- 21 Rezepte für natürliche Haarspülungen
- DIY Trockenshampoo
Beim Waschen mit Reiswasser gehst du ähnlich vor wie bei der Verwendung als Spülung- Allerdings wird der Vorgang wiederholt. Also: Haare nass machen und mit Reiswasser übergießen. Kurz einmassieren und wieder ausspülen. Und nochmal – dieses Mal darf des Reiswasser jedoch ein paar Minuten einwirken, bevor es wieder ausgespült wird.
Manchen Haartypen scheint es sogar gut zu tun, wenn das Reiswasser gar nicht ausgespült wird. Doch für das erste Experiment empfehle ich das Ausspülen. Eine weitere Möglichkeit der Anwendung, von der ich jedoch bisher nur gelesen habe, ist das Aufsprühen am Abend und Ausspülen mit der Haarwäsche am nächsten Morgen.
Aufbewahrung des Reiswassers
Das Reiswasser für die Haare lässt sich nach Ende der Fermentation gut für eine Woche bis zehn Tage im Kühlschrank aufbewahren. Ich verwende eine alte Shampooflasche, mit der sowohl das Auftragen als auch das Aufbewahren sehr einfach geht. Wenn du wie ich eiskalte Sachen auf der Kopfhaut verabscheust, dann wärme das Reiswasser vor der Anwendung kurz auf.
Da ich die Fermentation selten voll ausreize, stelle ich die Flasche meist am Abend vorher in die Dusche. Somit erreicht die Flüssigkeit Raumtemperatur, es erspart mir morgens einen Weg und bringt auch die Fermentation noch ein kleines Stück weiter.
Solltest du mal für eine große Truppe kochen und Gelegenheit zu einer reichhaltigen Reiswasserernte besitzen, dann lässt sich das fermentierte Reiswasser auch einfrieren. Nach einigen Anwendungen weißt du in etwa, wieviel du pro Wäsche benötigst und kann es so portioniert im Tiefkühlschrank verstauen.
Reiswasser mit ätherischen Ölen
Die natürliche Haarpflege mit fermentiertem Reiswasser lässt sich mit wenigen Mitteln noch erweitern. Ätherische Öle helfen Haut und Haar mit der geballten Kraft ihrer Ursprungspflanze. So hilft zum Beispiel Muskatellersalbeiöl hormonregulierend, während Geraniemöl stärkend auf die Kopfhaut wirkt. Lavendel- und besonders Rosmarinöl wirken für jedes Haarproblem unterstützend und beruhigend.
Um ätherische Öle im Reiswasser unterzukriegen, hilft ein Teelöffel flüssigen Honigs. Im Honig löst sich das Öl gut und ist so nach dem Einrühren ins Reiswasser besser verteilt. Außerdem hat Honig selbst auch pflegende Eigenschaften, weshalb er in der natürlichen Haarpflege immer wieder Anwendung findet. Es ist möglich, dass manche ätherischen Öle wegen ihrer antibakteriellen Wirkung die Fermentation beeinträchtigen – wie stark das geschieht, kann ich jedoch nicht abschätzen.
Deshalb ist meine Empfehlung, die Mischung erst nach der Fermentation ins Reiswasser zu geben. Gib 1-2 Teelöffel des Honigs in ein kleines Gefäß und rühre pro 500 ml Reiswasser etwa 20 Tropfen des gewünschten ätherischen Öls ein. Du kannst auch zwei Öle kombinieren und davon jeweils die Hälfte verwenden. Doch falls du den Schritt der Fermentation auslässt, kannst du die Honig-Öl Mischung auch direkt einrühren.
Andere Anwendungsgebiete für Reiswasser
Reiswasser kann, zumindest unfermentiert, auch getrunken werden. Wem’s schmeckt, der darf natürlich auch die fermentierte Version trinken… Doch es gibt sicher Leckereres, insbesondere da mich die Vorteile des Trinkens nicht überzeugen. Besonders bei Durchfall könnte es eine gute Flüssigkeitszufuhr darstellen, die auch gleich noch Nährstoffe mit in den Körper schmuggelt.
Viele nutzen Reiswasser auch als Tonikum für die Haut oder zur Reinigung und Pflege des Gesichts. Der Dank dafür seien weniger Falten, kleinere Poren und straffere, strahlende Haut. Das habe ich bisher allerdings nicht getestet und kann für die Wahrheit dieser Aussagen nicht bürgen. Doch da es so einfach herzustellen oder sogar ein Abfallprodukt des Kochens ist, kann ein Versuch keinesfalls schaden.
Und schließlich soll Reiswasser auch bei Sonnenbrand, Akne und sogar Ekzem kleine Wunder wirken. Insbesondere bei Sonnenbrand kann ich mir vorstellen, dass es direkt aus dem Kühlschrank besonders wohltuend ist und der geschundenen Haut die B-Vitamine bestimmt nicht schaden.
Ausprobieren!
Ganz gleich also, ob du mit klassischem Shampoo, Naturmaterialien oder nur Wasser deine Haare wäschst – probiere diese einfache Spülung aus und beobachte, wie sie sich auf deine Haare auswirkt. Es kann sein, dass dein Haar es nicht so toll findet. Doch es könnte auch sein, dass sich fermentiertes Reiswasser für dich zur Geheimwaffe in der Haarpflege entwickelt.
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Kate
Thursday 17th of March 2022
bin sehr begeistert. habe einige Tropfen Rosmarinöl dazugegeben. Ist sogar besser als meine vorherige gekaufte Spülung: Euro 12,00 ! Ich sprühe sie nach dem Waschen als Leave-in in die halbe Länge meiner langen Haaren.
Silvie
Wednesday 12th of August 2020
Das werde ich gerne mal ausprobieren - danke für die detaillierte Anleitung! Kommt es darauf an, welche Reissorte man verwendet? LG Silvie
Lili
Monday 27th of April 2020
Kann man auch anderen Reis wie z. B Milchreis benutzen?
Ann
Thursday 8th of April 2021
Liebe Lili, das kann ich – ohne es selber probiert zu haben – so pauschal leider nicht beantworten. Müsstest Du kurz selber testen (mutig sein :)). Vielleicht hast Du es ja auch schon bereits ausprobiert?! Sag mir dann gerne Bescheid. Liebe Grüße von Ann vom Team Einfach mal einfach
renate
Sunday 6th of October 2019
Wie oft kann/sollte ich eine reisspülung machen?
Heidi Rabbach
Tuesday 8th of October 2019
Hallo Renate, einfach immer nach dem Haarwaschen :) Liebe Grüße! Heidi
Charlotte
Saturday 29th of June 2019
Hallo, kann ich den Reis für die Spülung eigentlich häufiger verwenden (wenn ich ihn gerade nicht weiter verwenden möchte) oder ist das Protein irgentwann "rausgespült"? LG Charlotte
Heidi Rabbach
Friday 5th of July 2019
Hallo Charlotte, Das ist eine gute Frage. Spätestens nach dem zweiten Aufguss ist das Reiswasser zu dünn. Du kannst es aber natürlich trotzdem noch als Gesichtswasser zum Beispiel nehmen. Nur als Spülung bringt es dann glaube ich nicht mehr viel. Liebe Grüße! Heidi